One-Buch-Mockup

Ein Comicbuch auf dem Weg zur Vernissage – Interview mit Markus Freise

Die Ausnahme bestätigt die Regel. Ich bekomme zwar in Moment sehr viele Anfragen um irgendwelche Projekt hier vorzustellen, aber in diesem Fall mache ich eine Ausnahme. Alex Kahl machte mich auf Markus Freise aufmerksam. Markus zeichnet Comics als One Pager und dieses wird in einem Buch festgehalten.

Das erste Ziel hat Markus erreicht. Das Buch wird definitiv gezeichnet, aber im nächsten Ziel gilt es eine Vernissage zu veranstalten. Da Markus nur noch 19% (1455 Euro) von seinem erhofften Ziel entfernt ist, mag ich da gern versuchen weiterzuhelfen. Ich weiß nämlich noch zu gut, wie 2010 ein paar Verrückte sich im Internet bemühten und somit den Weg für das größte Barcamp (50 Leute) in einer Kleinstadt ebneten. Kommen wir aber zurück Markus, der ein sehr interessantes Buch zeichnen wird.

Hallo Markus, stell dich bitte kurz vor, wer Du bist und was Du so machst?

Markus-FreiseMein Name ist Markus Freise, 42, und ich lebe und arbeite in Bielefeld als freiberuflicher Designer und Illustrator.

Wie kam es zu der Idee ein Buch querfinanzieren zu lassen?
Ich hatte schon seit gut zwei Jahren das Projekt „Eine Stunde, ein Bild für Dich.“ bei dem Kunden mir 50 Euro und ein Stichwort gaben und ich dann dazu in mehr oder weniger einer Stunde ein Bild gezeichnet habe, schwarzweiß und auf DIN A4. Das hat Spaß gemacht, war erfolgreich und deshalb habe ich darüber nachgedacht, wie man das noch aufwerten kann. Ich kam schnell auf die Idee, die Bilder zu kolorieren und auf 50 x 70 cm als Poster zu drucken. Und dann eben drauf, die gesammelten Bilder als Buch anzubieten.

Der Gedanke „Crowdfunding“ kam dann irgendwie automatisch, da ich ja 50 Bilder für mindestens 100 Euro haben würde und irgendwie war das schon ein „Crowdfunding“. Da ich das sowieso mal machen wollte, habe ich dann einfach losgelegt.

Was hat dich motiviert es dann letztlich durchzuziehen? Ich meine, wir kenne das alle, wir haben viele Ideen und einige sind einfach umsetzbar, man tut es dann irgendwie doch nicht.

Wie gesagt, die Absicht es umzusetzen ergab sich aus der Intuition. Ich habe mich dann hingesetzt und hin- und hergerechnet. Als freiberuflicher Illustrator habe ich das Ganze dann, als die Zahlen passten, irgendwann so verstanden, dass ich das als normalen Job verbuche und die Crowdfunding-Kampagne als Kundenakquise. Und weil ich mich so auf jedes einzelne Motiv das da kommen würde freute, war die Motivation natürlich noch deutlich höher.ONE-Motiv

Ich habe dann einigen Aufwand in die Vorbereitung gesteckt. Ein Video produziert, Grafiken gestaltet und aus dem Pool von Illustrationen Beispiele herausgesucht, die dem Look und Anspruch der Bilder entsprachen, die ich mir für ONE. vorstellte. Das alles hat soviel Spaß gemacht, dass ich nie daran gezweifelt habe. Um auf Deine Frage zurückzukommen: Die wirklich guten Ideen erkennt man und dann macht man die auch. Ob sie dann was werden, das steht auf einem anderen Blatt. Aber eigentlich macht es das ja noch spannender.

Was waren die Hürden, die Du nehmen musstest?

Wenn ich ehrlich bin keine nennenswerten. Ich war zu Anfang mit der Tonqualität der Videos nicht einverstanden. Aber ich glaube, das zählt nicht. Echte Steine haben sich mir nicht in den Weg gelegt.

Was es aber gab waren spannende Aufgaben, wie zum Beispiel: Wie komme ich an meine potentiellen Funder. Hier hat mir ein ziemlich gutes Netzwerk in den sozialen Kanälen mit einigen echten „Beeinflussern“, wie es im Crowdfunding-Jargon heißt, geholfen. Damit habe ich ONE. weit hinaustragen können. Was mir hier geholfen hat, ist die Tatsache, dass ich seit fast 20 Jahren im Netz arbeite und mich ganz gut in Vertrieb und Marketing auskenne. Ich könnte mir vorstellen, dass hier für andere echte Hürden liegen, in der Akquise von Unterstützern. Die kommen nämlich nicht von selbst.

Was hat Dir geholfen, dein Grundziel zu erreichen? Welchen Tipp würdest Du an andere weitergeben, die vielleicht auch mal ein Projekt über Crowdfunding stemmen wollen.

Eben besagtes Netzwerk war der Schlüssel. Und PR-Arbeit. Ich habe tatsächlich echte Presse-Arbeit geleistet und einige wichtige Comic-Portale, lokale Zeitungen und ein paar Blogger angeschrieben, ob sie Lust hätten über ONE. zu berichten. Das ist – ich wiederhole mich gerne – das allerwichtigste: Das man Wege findet, die Kampagne bekannt zu machen. Im Laufe der Wochen, die ONE. schon gelaufen sind, haben sich einige „Marketing“-Unternehmen an mich gewendet, die mir für lächerlich wenig Geld unverschämt viel Reichweite versprochen haben. Ich kann aber aus Erfahrungen, die ich während meiner Zeit in einer großen Internet-Agentur gesammelt habe, sagen, dass die vielleicht tausende von PR-Leuten und Facebookern ansprechen und die auch vielleicht schön ”Gefällt mir“ klickern. Aber die sitzen meist in Südostasien und verdienen so ihr Geld. Das Beste ist grundsolides und ehrliches Marketing und seriöse PR. Und Freunde und Familie nerven.

Wirst Du nach diesem Projekt wieder etwas über Crowdfunding machen? Oder ist es für dich eher ein einmaliger Versuch gewesen?

Ganz bestimmt. Das hat soviel Spaß gemacht, das muss ich nochmal machen. Aber nun bringe ich erst einmal diese Kampagne zuende. Noch gilt es ja das eigentliche Ziel 7.500,00 Euro zu erreichen. Wenn es dazu Fragen gibt, stehe ich übrigens jederzeit, auch telefonisch, Rede und Antwort. Alle Kontaktdaten gibt es auf der Kampagnen-Website www.graphic-lyrics.de. Und danach muss ich dann noch fast 50 Bilder zeichnen, was mich bis in den Herbst beschäftigen wird. Kommendes Jahr könnte ich dann wieder was neues machen. Mal sehen, welche Idee mich dann überfällt.

Lieber Markus, vielen Dank für die Einblicke in dein Projekt. Ich hoffe, deine Freunde und Familie werden Dir die Nummer verzeihen. Solltest Du wirklich eine weitere Kampagne aufsetzen, hier mein Namensvorschlag: Two.

Ich wünsche Markus viel Gelingen bei dem Erreichen des 2. Ziels und der Umsetzung der Vernissage. Ich denke, es ist ein würdiger Rahmen, um ein solches Projekt zu feiern und alle Wegbereitern miteinander zu verbinden. Ich drücke jedenfalls die Daumen und vielleicht schaffe ich es ja im Herbst kurz in Bielefeld zu halten. Das Projekt schließt übrigens am 7. März.

Kommentar schreiben

Pflichtfelder sind mit einem * versehen