Der #rp11 Bericht eines Abwesenden

Ich habe in meiner Abwesenheit von Berlin die re:publica verfolgt. Ich war also nicht vor Ort, ich habe nicht vor vollen Räumen gesessen, ich habe nicht mittelmäßige Vorträge gehört und ich habe eigentlich gar keine Ahnung von dem, was ich hier schreibe. Ich war ja nicht da, deswegen kann ich mir keine Meinung darüber bilden. Mache ich aber trotzdem. Ätsch!

Die re:publica hat organisatorisch und strukturell scheinbar ein Problem gehabt. Ok, man sollte sich eine neue Location suchen, oder aber ist angehalten darüber zu sinnieren. Was die Themenvielfalt angeht ist der Tenor zur Zeit so, dass man sich neu ausrichten muss. Das Produkt re:publica muss sich sozusagen neu positionieren, um besser in die Zielgruppe zu passen/ dies im Vorfeld ausreichend zu kommunizieren. Denn viele Probleme scheinen auf einer mangelnden Kommunikation gebaut, dass falsche Vorstellungen nicht oder nur minder erfüllt wurden.
Was hätten’s denn gern? Falls nächstes Jahr eine Frau Lange vor Ort sein wird, für mich wären es 2 Storck Schokoladen Riesen. Politik? Geeks? Nerds? Otto-Normalos? Kackboons?

Die einen jubeln, die anderen kritisieren. Es geht von einem extrem ins andere, was angesichts des bevorstehenden Sommerlochs vielleicht auch ganz gut ist. Überall wo Reibung entsteht, entsteht was Neues (toller Satz fürs Kopfkino). Es bietet genug Raum und Zeit um ggf. auch über Alternativen nachzudenken, zumindest für Leute, die selbst eine Veranstaltung evtl. auf die Beine stellen wollen. Letztlich tut es immer gut, sich den Schmutz durch ein reinigendes Gewitter vom Leib zu spülen.

Ich weiß nicht genau, ob die re:publica jetzt politisch sein wollte. Ob es ums Netzwerken ging oder damit sich die Hippster untereinander austauschen können. Es ist mir auch egal. Nein es ist mir nicht ganz egal, weil ich wirklich großartige Menschen schlicht verpasst habe. Julia Probst auf die ich gleich noch zu sprechen komme. Richard Gutjahr, der Semilife (also per Video) doppelt so sympatisch ist, wie manchmal online. Caschy, klar – oder Sascha Pallenberg, weil ich Palle recht unterhaltsam finde. Viele andere, die ich bisher nur von Twitter kenne, aus meinem oder anderen Blogs. Ich habe sie schlicht verpasst. Es ärgert mich durchaus, aber gut ging halt nicht anders.

Außerdem war die re:publica für mich, puh… wie fasse ich das in Worte… nachhaltig trifft es ganz gut. Herr Dueck hat sehr interessante Fragen gestellt, mit denen ich mich in den nächsten Tagen noch auseinander setzen werde. Julia Probst hat ein Riesen-Job gemacht. Ich sehe mich erstmals seit langer Zeit wieder mit dem Thema “behinderte Mitmenschen” auseinander gesetzt. Nein, ich werde die Welt zwanghaft nicht verbessern, aber nehme solche Dinge vielleicht aufmerksamer wahr. Ich hoffe Sie bekommt auf dem PolitCamp jeder Veranstaltung eine Plattform, denn Julia’s gibt es zu wenige auf der Welt. Julia, falls Du das lesen solltest, mach dieses Gebärdenraten mit dem Flipchart. Die Leute werden begeistert sein, weil sie spielerisch an die Sache herangeführt werden. Es wird “uns” leichter fallen. (oder richte es ihr einer aus)

Es gab noch einen Beitrag, der aus persönlichem Interesse meine Aufmerksamkeit fand. Der Vortrag von Noha Atef über die ägyptische Revolution. Es interessiert mich jetzt weniger wegen Facebook, denn viel mehr wegen dem mittleren Osten. Ihr Englisch ist ähnlich unverständlich wie meines aber das war mir egal. Ich habe hinterher mit ihr noch getwittert und sie konnte mir sogar noch sagen, wie ein Lied aus einem Video hieß. Da ich weder die Sprache spreche noch die Schrift lesen kann erklärte Noha mir auch noch, wofür das Lied steht und was es bedeutet. Thanks a lot, Noha.

Dann wären noch die Partys. Erwähnte ich netzwerken schon? Ich habe meine ganzen Buddys nicht getroffen. SummerCamp fällt auch aus, herrje…! Dennoch konnte ich für mich viel mitnehmen, vielleicht auch weil ich nicht gestresst und völlig reizüberflutet vor Ort gewesen bin. Das werde ich nie erfahren, aber die re:publica war durchwachsen. Vielleicht war sie auch bunt, wie Caschy es fordert.

Die Diskussion(en) “hinterher” macht die re:publica zu einer gelungenen Veranstaltung. Ich danke all den vielen Kritikern, die ihre Blogs mit ihren Rants durchs Web rülpsten. Ein qualitativer Input auf den ich so vermutlich nie gestoßen wäre.

So mag die Kritik noch in so weniger wohlklingende Worte verpackt sein, so werden viele von den Kritikern nächstes Jahr wieder dabei sein. Es gibt ein Faktor auf jeder Veranstaltung auf den man als Veranstalter nur bedingt Einfluss nimmt: Menschen.

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