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Der Versuch, Hogwarts Legacy zu canceln, endet im Streisand-Effekt

Hogwarts Legacy, das Openworld Rollenspiel im Harry Potter-Universum, hat durch einen interessanten Verlauf des Streisand-Effekts noch vor offiziellem Start (10. Februar 2023) für Aufsehen auf verschiedenen Ebenen gesorgt.

Um das Thema aufzubereiten, muss ich etwas ausholen. Hogwarts Legacy ist ein Rollenspiel im Harry Potter-Universum, welches in dieser Woche vor der Veröffentlichung steht (stand). Soweit – so unspektakulär. Das Spiel, welches von Warner Bros. Games herausgebracht wird, wird in drei Phasen veröffentlicht: Streamer und PRler konnten bereits am Montag starten, mit einem sogenannten Publisher-Key. Spieler, die die Deluxe Version des Spiels gekauft haben, konnten das Spiel bereits ab Dienstag, den 7.02.23 spielen (und zum Beispiel streamen). Alle anderen können das Spiel dann ab morgen spielen. Wir sprechen also über ein Spiel, welches seinen offiziellen Verkaufsstart noch gar nicht so richtig hatte. Dass man Spiele gegen Geld ein paar Tage (meist 2-3) eher spielen kann, ist inzwischen ein normaler Weg, um mehr Umsatz zu machen.

Vorwurf der Transphobie

Zu Beginn der Woche kam in Deutschland das Thema dann auf. Menschen, die transsexuell sind und oder jene unterstützen wollen, warfen Streamern (vorwiegend Gronkh) vor, durch das Spielen des Spiels transphob zu sein und oder Transphobie zu unterstützen.

Die Brücken für den Vorwurf sind (Kurzform):

  • Hogwarts Legacy = Harry Potter
  • Harry Potter = J.K. Rowling
  • J.K. Rowling = transphobe Aussagen
  • spielt jemand Hogwarts Legacy = Unterstützung von transphoben Aussagen

Was sich auf den ersten Blick so anhörte, als würden einige verletzte Menschen im Stream von großen Streamern rumpöbeln, entwickelte sich zu einem globalen Phänomen (und Streisand-Effekt). Dazu später mehr. National betrachtet, war der Vorwurf schon etwas schwierig – denn ausgerechnet Gronkh hat mit Streamerkollegen im Spendenstream“Friendly Fire“ in der frühen Vergangenheit (03.12.22) u.a. für Bundesverband Trans* e. V. Spendengeld eingesammelt.

Digitaler Pranger kippt Öl ins Feuer

Das Thema nahm dann Fahrt auf, als die Webseite https://havetheystreamedthatwizardgame.com online ging. Ein „Service“, um zu sehen, ob ein Streamer Hogwarts Legacy gestreamt hat, um in dann zu canceln und ihm Transphobie vorzuwerfen. Die… Webseite war dann irgendwie schnell offline. Es gibt von Gibbs selbst keine Äußerung dazu, wieso die Seite off ist. Sein Tweet zur Veröffentlichung ist jedenfalls noch angepinnt.

Was unumstritten ist, die Webseite hat Öl ins Feuer gegossen. Das Thema ist auf dem Siedepunkt und hat auch sicherlich dazugeführt, dass auf der anderen Seite sich die Gamer zusammenschlossen.

Hogwarts Legacy bricht Twitch-Rekord

Quelle: Twitchtracker

Dieser Zusammenschluss der Gamer, die teilweise das Spiel gar nicht spielen wollten, brechen nun einige Rekorde. Die Gründe sich das Spiel jetzt zu kaufen oder zu schauen, sind unterschiedlich: Vorwiegend geht es um Solidarität mit dem eigenen Kulturkreis – was eine sehr spannende Beobachtung ist.

Hogwarts Legacy hat es in der ganzen Aufregung an die Spitze der Steam und Playstation5-Charts geschafft. Es hat auch auf Twitch eine neue Bestmarke aufgestellt: 1,2 Millionen simultane Zuschauer bei einem Singleplayer-Spiel. Damit ist Cyberpunk 2077 abgelöst, welches zuvor 1,14 Mio. gleichzeitige Zuschauer auf der Plattform vorweisen konnte.

Aus kommunikativer Sicht

Es hat sich ein Thema (Transphobie) zugespitzt, wo zwei Kulturkreise aufeinander treffen. Der Vorwurf an die Streamer/Gamer ist etwas dünn, was sicher das Fass zum Überlaufen brachte. Es ist ein feiner Unterschied, ob man sich verletzt fühlt (LGTBQ+-Community) oder ob man verletzt (Vorwurf der Transphobie). Der konstruierte Vorwurf ist auch in der eigenen Community nicht durchweg positiv aufgefasst worden, sodass es auch trans*Personen gibt, die Hogwarts Legacy spielen.

Durch das mangelnde Fundament im Vorwurf hat sich bei den Gamern eine Solidarität gebildet. Es gibt einige Streamer, die nie im Leben auf die Idee gekommen wären, sich Hogwarts Legacy auch nur anzuschauen. Vielen wird es gleichzeitig gleichgültig gewesen sein, was irgendwelche Leute auf Twitter schreiben – es geht um die eigenen popkulturellen Kreis, das lässt man sich nicht bieten.

So führt der Versuch Streamer zu canceln dazu, dass Hogwarts Legacy vermutlich ein Kassenschlager werden wird. Ich bin jedenfalls auf die erste Verkaufswoche gespannt, denn nicht jeder kauft die Deluxe-Version, um 3 Tage früher spielen zu können. Und nicht jeder Gamer streamt öffentlich.

Nachtrag (12.02.2023): Der Dunkle Parabelritter hat zum Thema sein sehenswertes Video gemacht.

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