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Die Entfremdung des Like-Button als Rechtfertigung reicht nicht aus

Das vorzeitige Lebensende eines Prominenten sorgt im Netz meistens für Gesprächsstoff. Die Gruppen teilen sich in verschiedene Bereiche auf, sodass jeder seinen Quark dazu abgeben kann. Den Anfang machen die Pseudo-Betroffenen, was dann die Gegenpartei auf den Plan ruft. Jene Gruppe wirft der Ersten vor, völlig überzogen zu reagieren.

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Die STERN-Redaktion nimmt die Kritik zur Kenntnis
Das Dahinscheiden von Michael Jackson sorgte zwei Tage dafür, dass das Web mit Meldungen überschüttet wurde. Steve Jobs hatte einen ähnlichen Buzz hervorgerufen. Nun ist national eine Person verstorben und man versucht, den Like-Button zu entfremden.
Der STERN hat sich bereits gestern Abend dazu geäußert, dass man sich selbstkritische hinterfragen wolle – immerhin ginge es nicht darum, um Likes zu scheffeln. Ein ähnliches Szenario spielte sich bei der BILD ab.

Die Situation für eine solche Fanpage ist nun folgende: Es herrscht Zeitdruck, die Meldung ist eine Meldung und muss schnell raus. Es geht um Minuten, für den einen oder anderen um Sekunden. Der Schuh drückt. Man möchte aber keine „Gefällt mir“-Symbolik bei einem Todesfall. Der kürzeste Weg ist daher, man dreht den symbolischen Wert um. Frei nach dem Motto: Wenn du es auch bedauerst, dann ist es ok, wenn du hier like klickst.

In der Hektik betrachtet, ist es vermutlich der kürzeste Gedankenweg. Den Vorwurf der Like-Scheffelei muss man sich gefallen lassen. Ich finde den Vorwurf zwar etwas zu einfach aber verständlich. Hinterher ist man immer schlauer und man wird sicherlich daraus erkennen, dass die symbolische Wandlung nicht zwingend zum verfolgten Ziel führt.

Eine Frage möchte ich allerdings zum Thema noch stellen, wenn auch mir die Dringlichkeit und die Situation am gestrigen Tage bewusst sind: Wieso hat niemand in den Redaktionen geschrieben, dass man darum bittet, auf das Klicken des Buttons zu verzichten?

Rückblickend hätte man damit heute vermutlich „gute Presse“ ernten können. Dass man als Nachrichten-Redaktion nicht gänzlich auf tragische Meldungen verzichten kann – versteht sich von selbst. Vielleicht gilt aber auch hier (wie im offline auch): Weniger ist mehr.

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