Ikea no empty chairs at christmas

Großartig: IKEAs No Empty Chairs at Christmas

Es gibt Marketingideen, die sind auch noch auf den 2. Blick großartig. In diesem Fall bin ich schwer angetan. Das liegt sicher daran, dass ich der festen Überzeugung bin, das geschickte Markenpositionierung nachhaltiger ist als Produktwerbung, die zweifelsohne ihre Daseinsberechtigung hat.

IKEA schafft eine Webseite, wo man Heiligabend jemandem einen Stuhl anbieten bzw. einen angebotenen Stuhl suchen kann. Das ist großes Kino. Dabei bin ich kein Christ, habe nicht sonderlich viel übrig für Weihnachten (ohne Kinder ist das einfacher), dennoch ist die Idee dahinter wirklich clever, denn sie ist nicht nur zeitgemäß.

Menschen aus dem Netz, treffen Menschen aus dem Netz

In Zeiten, wo sich Menschen aus dem Internet auf eigens organisierten Konferenzen treffen, zusammen in den Urlaub fliegen, Freundschaft bilden und zusammen das tun, was Menschen eben nun mal eben tun: (Interessens)gemeinschaften gründen. Da liegt es nicht so fern, dass man sich an Tagen der „Besinnlichkeit“, ebenfalls „besinnt“. Es ist nicht jedem gegönnt, den Tag mit seinen Liebsten, der Familie oder Freunden zu verbringen. In ungünstigen Konstellationen vielleicht gar allein, weil man in einem fremden Land ist, verkracht bis in alle Ewigkeit ist oder andere Gründe gibt. Und davon gibt es Leute mehr als man erwartet. Es geht nicht darum, diesen Menschen ein Ersatzweihnachten zu bieten. Es ist viel wichtiger sie oder sich vor der Einsamkeit zu schützen.

Es muss wohl Ironie des Schicksals sein, dass ausgerechnet jemand darüber schreibt, der jahrelang den Heiligen Abend allein verbracht hat. Freiwillig. Wie dem auch sei, wer nun darüber nachdenkt, dass es ja etwas Seltsames haben könnte: Ja durchaus, es gibt TV-Sendungen, die machen nichts anderes das ganze Jahr über (Perfekte Diner?). Keep Calm and cook on 😉

Keine Produktplatzierungen

Der Geniestreich hier ist, und das liebe ich an bestimmten Werbeformaten: Es hat nichts, aber auch überhaupt gar nichts mit der eigenen Produktpalette zu tun. Das Rückstellen der eigenen Markenplatzierung bleibt vielen verwehrt, weil das Marketing der verkorksten Annahme ist, die Werbung müsste immer auch irgendwas mit dem eigenen Produkt zu tun haben. Einer der größten Irrglauben, wenn ihr mich fragt. Da reicht ein Blick rüber zu Red Bull, um das zu unterstreichen. Natürlich sieht man die Logos später überall, aber wie viele Veranstaltungen gäbe es ohne Red Bull nicht?

IKEA als Möglichmacher

In diesem Fall ist IKEA nur die Firma, die es ermöglicht. Den Weg ebnen. Die Tür öffnen. Das ist gar nicht so einfach, denn und daran erkennt man eine gute Verpackung: Es hätte auch jede andere Marke tun können. Einfach aus der Überzeugung heraus, dass man daran glaubt, dass es besser ist, Weihnachten nicht allein zu Hause zu sitzen. Das ist extrem wichtig, denn man liefert den Grund für die Aktion mit.

Abschließend

IKEA hat mit der Plattform etwas Einzigartiges geschaffen. Weihnachten mit und/oder bei Fremden, das wird niemand der Beteiligten vergessen. Für den es zu weit geht, der wird daran nicht teilnehmen. Es spricht ja auch nichts dagegen, wenn sich 4-8 Singles an einen Tisch setzen. Die Konstellationen und Werte an Weihnachten sind ganz individuell. Die Menschen, die sich anmelden werden, lassen sich ja nun auf dieses Experiment ein. IKEA schafft für diese Menschen ein unvergessliches Erlebnis. Diese Bindung an die Marke wird sich langfristig als wertvoller herausstellen als durchschnittliches Produktmarketing, was man sonst so sieht.

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