GooglePlus wird kein Mainstream

Da ist er nun, der Wurf von Google – ein Social Network im Field Trial. Streng genommen noch nicht einmal Beta. Aber mit dieser Frage haben sich schon andere auseinander gesetzt. Ich lasse die Impressionen auf mich wirken und komme zum dem vorläufigen Entschluss: Google+ ist nicht Facebook und wird es auch nie werden.

Es herrscht Bedarf

Google+ kann und wird ein Kontrahent zu Facebook werden. Der Ansturm und der damit verbundene Hype in der letzten Woche, hat bei einer Randgruppe eines gezeigt: Es herrscht Bedarf. In erste Linie ist dies für den Konsumenten von Vorteil. Facebook wird aus seiner bequemen Position hinaus kommen müssen. Unabhängig davon, welches „awesome announcement“ am Mittwoch verkündet wird.

Der Grund warum ich Google+ ein Gewicht zutraue, es aber jedoch anders wird als Facebook, hängt mit der Kundschaft von Google zusammen. Hinzukommt wie Google sich in den letzten Jahren verhalten hat.

Accounts und Zahlengeplenkel

Google hat massig Accounts – darum geht es aber nicht direkt. Es geht nicht um die Accounts, es geht um die monatlich aktiven User. Das heißt um die Accounts, die sich in den letzten 4 Wochen eingeloggt haben. Aber wer loggt sich bei Google ein? Im massenfähigen Konsumentenbereich fällt mir nur Youtube ein. Webseitenbetreiber, Technikfutzis und Hippster haben aus Urzeiten vielleicht einen Account, weil sie Analytics betreiben oder sich aus Verlegenheit eine App angeschaut haben. Diese Schar an „Daueronlinern“ hat sich dann vermutlich auch unter das hippe Google+-Volk gemischt.

Facebook hat irgendwas bei 700-750 Million MAUs – bis auf für einen „Viel reden, wenig sagen“-Vortrag spielt das auch keine Rolle! Das Problem an dieser Zahl ist, dass sie für mich nur interessant sein wird, wenn ich ein Global Player bin. Ein Global Player mit einer englischsprachigen Fanpage. Aber selbst dann werde ich auf Facebook nicht 100% der User erreichen. Es gibt noch Menschen auf diesem Planeten, die sprechen kein Englisch. Betreibe ich eine deutsche Fanpage kann ich etwa 680 Mio Accounts schon mal in die Tonne kloppen, jene werden mich vermutlich nicht verstehen. Oder ich habe keinen relevanten Content für diese Leute, allein schon wegen einer Ortsgebundenheit.

Cashflcow

Natürlich wird Google+ demnächst Geschäftsseiten haben, es werden Spiele hinzukommen und Google wird sein Display-Netzwerk um Plus erweitern. Für diese Erkenntnis benötige ich allerdings keine Glaskugel, diese Fakten sind schlüssig.

Mit den Business-Seiten lädt man die Cashcow ein, sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Die Erweiterung, den Goldesel nun zu schlachten dürfte mit dem Display-Netzwerk nicht als ernsthafte Aufgabe deklariert werden. Die Spiele kommen natürlich, weil es bereits ein Milliardenmarkt ist – seit wann macht Google um Geld einen großen Bogen? 😉

Die entscheidende Frage wird nicht sein, wer die beste Technik bietet oder wer nach Meinung einiger Twitterer »Social Media verstanden« hat. Die Frage, die sich die breite Masse stellt ist: Wo sind meine Freunde? Wo ist die Masse, der für mich relevanten Personengruppe? Es dürfte den meisten Leuten egal sein, welcher Name oben links im Logo skizziert wird. Da spielt Google+ durch die einseitige Beziehung schon eine ganz andere Musikrichtung als Facebook es tut.

Fazit

Google+ kann sich zu einem guten Pendant entwickeln. Es wird aber vorerst für eine sehr affine Zielgruppe eine neue oder zweite Heimat bieten. Ich kann mir zum aktuellen Zeitpunkt nicht vorstellen, dass Google damit den Mainstream erreicht. Fairer Weise denke ich aber auch, dass es nicht so ein Griff ins Klo wird, wie bei Orkut, Buzz oder Wave. Die Userspanne von Facebook ist einfach zu groß. Ich glaube nicht, dass die Silversurfer als auch die Teenies sich bei Google anmelden werden. Ich kann mich aber auch irren. In die Zukunft kann ich jedenfalls nicht sehen. Warten wir es einfach mal in Ruhe ab, warum sollte nicht etwas eintreten, was wir »so« nicht erwartet hätten? Immerhin muss man berücksichtigen, dass Menschen heute schon bei Schnee im Winter oder hoher Temperaturen im Sommer überrascht sind…

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